Die Heuanalyse

Den ersten Teil dieses Blogbeitrags findest du auch unter Downloads unter „Infos und Anleitung Heuanalyse“ falls du dir diese Informationen herunterladen oder ausdrucken möchtest. Dasselbe gilt für den Untersuchungsauftrag für Pferdefutter der LKS Sachsen.

 

Im zweiten Teil des Beitrags beantworte ich eure Fragen zum Thema Heuanalyse, die mich über Instagram erreicht haben.

Brauche ich eine Heuanalyse für die Futterberatung?

Zuerst einmal: eine Heuanalyse ist nicht zwingend erforderlich, um eine Futterberatung bei mir zu buchen. Du kannst vollkommen unvorbereitet in die Beratung kommen und wir schauen dann gemeinsam, was für den Fall deines Pferdes sinnvoll ist.

 

Eine Heuanalyse ist prinzipiell immer sinnvoll, aber sollte es aus verschiedenen Gründen nicht möglich sein, dein Heu analysieren zu lassen, finden wir gemeinsam eine andere Lösung. Hier erfährst du, warum sich der „Aufwand“ jedoch lohnt und warum der Aufwand eigentlich gar nicht so groß ist.

Wozu brauche ich eine Heuanalyse?

Heu ist DAS Grundfutter unserer Pferde und aufgrund von Witterung, Lage, Schnittzeitpunkt, Saat, Düngung, Trocknung und Lagerung von Jahr zu Jahr vollkommen unterschiedlich. Heu ist nicht gleich Heu, denn all diese Faktoren beeinflussen die enthaltenen Nährstoffe maßgeblich. Um herauszufinden, welche Nährstoffe in welcher Menge vorhanden sind, benötigt man also eine Heuanalyse (und nicht um, wie oft befürchtet, das Heu als „gut“ oder „schlecht“ abzustempeln).

 

Nährstoffe sind unter Anderem Energie, Protein/Eiweiß, sowie Mengen- und Spurenelemente wie Kalzium, Phosphor, Zink, Selen, Jod, Magnesium etc. Darüber hinaus kann eine Untersuchung auf Futtertauglichkeit und Futterhygiene Aufschluss darüber geben, ob und wie viele Keime und Pilze im Heu enthalten sind, was in vielen Fällen die Ursache für hustende Pferde ist.

 

Die Daten deiner Heuanalyse bilden die perfekte Basis für eine bedarfsgerechte Ration für dein Pferd. Nicht selten kommt es durch diese Investition in die Gesundheit deines Pferdes zur Einsparung von Futterkosten im Alltag, da viele unpassende Futtermittel überflüssig werden. Das Mineralfutter kann passend zum Heu ausgewählt werden – und damit passend zu deinem Pferd.

Was sollte ich untersuchen lassen und was kostet mich das?

Für die Futterberatung benötigst du vom Labor LKS Sachsen in erster Linie die “Vollanalyse (für Heu und Gras“ für ca. 37€. Darüber hinaus ist das „Mineralstoffpaket“ für ca. 34€ sinnvoll und je nach individuellem Fall die gesonderte Untersuchung von Jod, Selen oder der Gesamtkeimzahl. Dazu rate ich dir allerdings nur im Einzelfall! In aller Regel kannst du also abzüglich MwSt und Versand mit ca. 70€ für die Heuanalyse rechnen.

Wie entnehme ich die Probe?

In meinem Blogbeitrag zum Thema und bei den Downloads auf meiner Website findest du den Untersuchungsauftrag der LKS Sachsen sowie ein Infoschreiben des Labors zur Probennahme.

 

Es ist nicht nötig, jeden einzelnen Ballen zu beproben! Eine Mischprobe aus verschiedenen Stellen von verschiedenen Ballen und ggf. unterschiedlichen Chargen ist vollkommen ausreichend und ergibt bereits ein klares Bild. Solltest du Heu von verschiedenen Zulieferern aus unterschiedlichen Regionen mit verschiedenen Schnittzeitpunkten beziehen, kann mehr als eine Heuanalyse sinnvoll sein. Im Einzelfall und bei Fragen sprich mich einfach an, ich unterstütze dich gerne!

Eure Fragen rund ums Thema Heuanalyse

Sind die Ergebnisse auch nutzbar, wenn ich Heu aus unterschiedlichen Chargen mische?

In aller Regel ja. Solange die Wiesen in etwa in derselben Region, also z. B. im selben PLZ-Gebiet, liegen ist das kein Problem. Sollte die Lage der Wiesen vollkommen unterschiedlich sein und auch der Schnittzeitpunkt variieren, kann es sinnvoll sein, mehr als eine Mischprobe zu entnehmen.

 

Für alle Futterarten gilt, dass immer mehrere Ballen und Ballenschichten beprobt werden sollten. Dazu entnimmt man im Heulager nach dem Ablagern nach 6-8 Wochen entweder bis zu zwanzig Einzelproben oder man entnimmt über einen Zeitraum von 3-4 Wochen Heu aus dem jeweils gefütterten Ballen, um die Mischprobe zu erstellen. Die Einzelproben werden in einem sauberen Eimer/ auf einer Plane gemischt und ca. 300 g Material werden für die Futtermittelanalyse zum Versand verpackt.

 

Heu und Stroh sollten in einer Papiertüte (z.B. Biomüllbeutel aus Papier) verpackt werden, damit das Material nicht schwitzt. Bei Heulage entnimmt man aus dem/den offenen Ballen Proben aus verschiedenen Stellen und verpackt sie luftdicht in einem Polybeutel (z.B. Gefrierbeutel).

Wie interpretiere ich die Ergebnisse?

Es gibt einige Werte, die für die Rationsgestaltung besonders relevant sind und ein paar Werte, denen eine weniger große Bedeutung zukommt. Die relevantesten Werte sind insbesondere Rohfaser, Gesamtzucker, ME-Pferd (Energie) und Rohprotein oder pcv XP (dünndarmverdauliches Rohprotein, also der Anteil des Rohproteins, der im Dünndarm verstoffwechselt wird).

 

Darüber hinaus sind alle untersuchten Mengen- und Spurenelemente interessant, also Calcium, Phosphor, Natrium, Magnesium, Kalium, Schwefel, Kupfer, Zink, Mangan und Eisen. Damit kommt man bei der Rationsberechnung schon sehr weit.

 

Jod, Selen, sowie ggf. Schimmelpilze, Hefen, Mucoraceen und Bakterien oder auch Nachweise von Clostridium Botulinum (Botulismus), Jakobskreuzkraut, Herbstzeitlose oder Milben sind keine standardmäßigen Untersuchungen und müssen zusätzlich und im Einzelfall in Auftrag gegeben werden.

 

Alle analysierten Parameter werden in der Heuanalyse auf die Frischsubstanz berechnet, also auf das Heu, so wie es da liegt, angegeben. Für die Vergleichbarkeit werden sie außerdem auch für die Trockensubstanz angegeben. Dabei handelt es sich aber um einen rein rechnerischen Wert.

 

Besonders hilfreich für die Interpretation ist die Spalte „Zielwerte in der Trockensubstanz“, denn daran lässt sich ablesen, welche Werte für den jeweiligen Nährstoff wünschenswert sind.

 

Dafür gilt insbesondere:

 

  • Rohprotein in %: Hier werden Werte unter 12% erwartet (also 12g Rohprotein pro 100g Heu), dabei ist jedoch alles unter 5% bereits sehr niedrig und muss in der Ration meistens durch entsprechende Proteinzufuhr ergänzt werden.

 

  • Rohfaser in %: 25-32% (also 25-32g Rohfaser pro 100g Heu) werden erwartet. Feines Heu hat einen niedrigeren Rohfaserwert, stängeliges, überständiges Heu einen höheren. Ein in etwa mittig angesiedelter Wert um 28% ist erstrebenswert.

 

  • Gesamtzucker in %: Ein Wert unter 10% wäre wünschenswert, für übergewichtige oder stoffwechselerkrankte Pferde sollte der Gesamtzucker sogar noch niedriger, am besten unter 8% liegen. Je niedriger desto besser, das ist allerdings leider nicht sehr realistisch und oft nur durch Wässern oder Bedampfen des Heus zu erreichen, bzw. durch eine Mischration mit Stroh oder Ästen zu kompensieren.

 

  • ME-Pferd (Energie) in MJ: Auch hier gilt, je niedriger, desto besser. 5-6 MJ sind für Heu realistisch und typisch, mehr kommt aber durchaus auch vor.

Was kann ich tun, wenn z.B. Mangan stark erhöht ist und den Tagesbedarf weit übersteigt? Wie reagiere ich auf extrem hohe Eisenwerte?

Im Bereich der Mengen- und Spurenelemente liegen teilweise enorme regionale Höhen und Tiefen vor – es kommt immer auf die Beschaffenheit der Böden, die Weidepflege (Düngung), die Lage, etc. an. Nicht selten kommt es deshalb zu extrem hohen Mangan- oder Eisenwerten. Das ist dann in der Region eben so und das ist okay. Man kann und muss wenig tun – außer bei der Wahl des Mineralfutters darauf achten, dass die Überversorgungen der jeweiligen Mineralien nicht noch weiter in die Höhe schießen, denn auch wenn Pferde in Bezug auf diese beiden Mineralien recht tolerant sind, sind auch hier irgendwann toxische Grenzen erreicht und die Aufnahme anderer Mineralien wird durch starke Überschüsse gehemmt.

 

Hier hilft also nur: Heuanalyse und Rationsberechnung. Sonst tappt man völlig im Dunkeln und schafft unbeabsichtigt Dysbalancen, die im besten Fall ungünstig, im schlechtesten Fall toxisch sind!

Was mache ich mit "schlechtem" Heu?

„Schlecht“ ist Heu nur dann, wenn es mikrobiell belastet ist, also eine hohe Gesamt- oder Pilzkeimzahl aufweist, Clostridien oder Giftpflanzen enthält oder von Milben befallen ist – kurz: wenn die Futtermittelhygiene nicht angemessen ist. Dann ist das Heu ungeeignet und darf nicht mehr verfüttert werden (auch nicht an andere Tierarten oder als Einstreu verwendet werden)!

 

In allen anderen Fällen ist Heu einfach Heu und zur Fütterung des individuellen Pferdes passend oder weniger passend. Während Voll- und Warmblüter mit viel Zucker und Energie im Heu vielleicht gut zurechtkommen, kann dasselbe Heu für einen Haflinger, Tinker oder ein Shetty eher ungeeignet sein. Vielleicht kann das Heu durch Wässern oder Bedampfen behandelt werden, vielleicht muss gänzlich anderes Heu organisiert werden.

 

Vielleicht sind Mangan und Eisen hoch und Zink sehr niedrig – dann kann man trotzdem entspannt bleiben und muss das bei der bedarfsgerechten Gestaltung der Ration berücksichtigen. Individuelle Lösungen finden sich diesbezüglich immer.

Wie viele Menschen lassen ihr Heu überhaupt analysieren?

Es kommt sehr darauf an, mit wem man zu tun hat. In meinem privaten Umfeld kenne ich vielleicht drei Menschen, die ihr Heu einmal analysieren lassen haben. Alle anderen interessieren sich (bisher) leider noch nicht sehr für diese Möglichkeit oder haben noch nichts davon gehört. Das ist auch regional sehr verschieden.

 

Aber, zum Glück geht der Trend genau in die andere Richtung! Heu- oder generell Futtermittelanalysen, bekommen auch im Kontext des Klimawandels und aufgrund extremerer Witterungsbedingungen einen immer höheren Stellenwert. Es ist gut möglich, dass Landwirte in ein paar Jahren ihr Heu analysieren lassen müssen, bevor sie es verkaufen, denn die Werte sind schwankend und das Bewusstsein dafür, sowie für die steigende Anzahl übergewichtiger, kranker Pferde steigt.

 

In meiner Umfrage zum Thema auf Instagram haben 68% angegeben, dass sie ihr Heu analysieren lassen. 16% machen das dieses Jahr zum ersten Mal und weitere 16% tun es nicht – ich wette, dass diese Zahl in einem Jahr noch kleiner sein wird.

Bonus - noch mehr Fragen

Es gibt noch ein paar weitere Fragen, die mir im Zusammenhang mit dem Thema Heuanalyse bereits häufiger begegnet sind und die ich an dieser Stelle ebenfalls beantworten möchte, weil ich mir sicher bin, dass sie noch mehr Menschen beschäftigen und weil Wissen gegen Unsicherheit hilft – je mehr du also zur Heuanalyse weißt, desto eher bist du wahrscheinlich bereit, eine durchführen zu lassen.

Was mache ich, wenn der Stallbetreiber nicht möchte, dass das Heu analysiert wird?

Im Idealfall ehrlich interessiert fragen, welche Bedenken er hat und was seiner Meinung nach dagegen spricht. Sinn und Zweck der Heuanalyse ist es nicht, „gutes“ oder „schlechtes“ Heu zu identifizieren (s. oben) oder gar die Arbeit des Landwirts in Frage zu stellen – das ist tatsächlich die Sorge vieler Stallbetreiber. Wenn du ihnen allerdings die eigentliche Absicht hinter der Heuanalyse nennst, sind viele gewillter, diese durchführen zu lassen: Es geht bei der Heuanalyse in erster Linie darum, herauszufinden, welche Nährstoffe in welcher Menge enthalten sind – um mit Mineral- und Zusatzfutter entsprechend darauf reagieren und eine bedarfsgerechte Ration für dein Pferd erstellen zu können.

 

Manchmal ist ein wenig Fingerspitzengefühl gefragt: manche Stallbetreiber möchten die Proben selbst entnehmen und andere nicht an ihr Heu lassen, dann gib ihnen am besten die Anleitung zur Beprobung. Wiederum andere sind froh, wenn sie sich darum nicht kümmern müssen und lassen dich das gern übernehmen. Frag immer nach, ob Interesse an den Ergebnissen besteht, die meisten sind dann doch neugierig. Wenn es jedoch beim Nein bleibt, lässt sich daran leider nichts machen – der Stallbetreiber macht die Regeln. Dann muss, wenn möglich, auf Werte von anderem Heu aus derselben Region zurückgegriffen werden. Als Futterberaterin habe ich diese Möglichkeit und kann dich gerne unterstützen.

Wohin kann ich meine Heuanalyse schicken?

Außer der LKS Sachsen (Untersuchungsauftrag in den Downloads) gibt es noch andere Untersuchungsstellen, an die du dein Heu schicken kannst. Hier eine kleine Auswahl:

 

  • LUFA Nord-West
  • LUFA NRW
  • Landesbetrieb Hessisches Landeslabor (LHL)
  • AGROLAB GmbH
  • Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft
  • Raiffeisen Rhein-Ahr-Eifel Handelsgesellschaft mbH
  • Schweiz: UFAG Laboratorien AG

 

Achtung: der Pavo-Schnelltest oder andere Tests von Futtermittelanbietern sind zwar oft günstig, aber leider ungenau und deshalb nicht geeignet. Bitte nicht an der falschen Stelle sparen.

Kann ich auch andere Futtermittel untersuchen lassen?

Ja, neben Heu können auch Heulage, Gras, Silage, Hafer, Kraftfutter, Luzerne, Stoh, etc. untersucht werden. Im jeweiligen Untersuchungsauftrag und auf der entsprechenden Probe muss das nur schriftlich gekennzeichnet werden.

Muss ich jedes Jahr alles untersuchen lassen?

Nicht unbedingt. Das Inhaltsstoffpaket ist Pflicht, um herauszufinden, wie viel von dem jeweiligen Heu verfüttert werden muss, damit das Pferd satt ist, wie viele Kalorien darin enthalten sind, ob genügend Protein enthalten ist, etc.

Das Mineralstoff- und Spurenelementpaket ist ideal, aber nicht zwingend erforderlich, da sich die Mineralien in je zwei Folgejahren meist nicht nennenswert voneinander unterscheiden – das findet man für die eigenen Wiesen allerdings nur heraus, wenn man die Mineralien in zwei oder drei aufeinanderfolgenden Jahren untersuchen lässt.

 

Alle anderen Untersuchungen sind optional, bzw. vom jeweiligen Fall abhängig und insbesondere dann sinnvoll, wenn das Pferd hustet. Durch die mikrobiologische Untersuchung wird ersichtlich, ob das Heu hygienische Mängel aufweist (auch optisch einwandfreies Heu kann belastet sein!).

Und zuletzt: Was bringt eine Heuanalyse, wenn ich nur eine Tendenz erhalte, denn ich kann ja nicht sämtliches Heu beproben?

Genau das – eine Tendenz. Es geht nicht darum, zu 100% sagen zu können, was im Futter ist, was im Pferd ankommt, was während der Lagerung geschieht, etc. Das ist unmöglich. Aber eine Tendenz ist eine Basis, ein Wegweiser, und den braucht es, um darauf aufbauend die Mineralstoffversorgung zu gestalten. Selbst eine „Trefferquote“ von 70% ist allemal besser als völlig blind zu füttern und zu 100% im Dunkeln zu tappen.

Also, worauf wartest du? Ran an die Heuanalyse!

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