Heu aus dem Futterautomat – Versprechungen, Veränderungen und Vorteile

Seit Dezember 2022 frisst mein Pferd rationiertes Raufutter statt ad libitum Zugang zum Heu zu haben und hat seitdem innerhalb von sechs Monaten 13cm Brustumfang verloren – angefangen haben wir bei 217cm, jetzt (Stand Juni 2023) sind wir nur noch bei 204cm und ich bin super glücklich, dass Donar nun in einem Rahmen lebt, in dem er gesund abnehmen kann.

 

Aber selbstverständlich bringt jede Umstellung auch neue Herausforderungen mit sich, sodass mir schnell klar war: aus dem Heunetz fressen ist für ihn dauerhaft keine Option. Ich habe mich also im März dazu entschieden, eine automatische Heuraufe für ihn zu bestellen und konnte sie nach langer Lieferzeit Anfang Juni endlich in Betrieb nehmen. Meine Hoffnungen, Erfahrungen und meine Herangehensweise möchte ich gerne mit dir teilen – garantiert gibt es einige Aspekte, die du für dein Pferd und dich mitnehmen kannst.

Versprechungen – Was soll die automatische Heuraufe leisten?

Der mit Abstand wichtigste Grund für diese Investition ist für mich die Verkürzung der Fresspausen. Bisher hat Donar morgens, mittags und abends Heu aus Heunetzen bekommen und theoretisch hätte er damit immer so lange beschäftigt sein sollen, dass es bis zur nächsten Mahlzeit nicht länger als vier Stunden dauert.

 

Aber Theorie ist nicht gleich Praxis und er hat mit der Zeit eine Technik entwickelt, die den Slowfeeder Heunetz vollkommen ineffizient gemacht hat (ins Netz beißen und so fest schütteln bis der Stall bebt, dann vom Boden fressen). Innerhalb kürzester Zeit war jedes Netz leer und er stand zum Teil weit über sechs Stunden ohne Heu da. Ganz abgesehen von den Verspannungen, die die erhöhte Fressposition in Kombination mit dieser Technik mit sich gebracht haben…

 

Es gab und gibt natürlich Äste dazu, aber es musste unbedingt eine Lösung für das Heu her – und so kamen wir zum Futterautomaten. Donars Raufe ist an den Hausstrom angeschlossen und funktioniert ganz einfach mit einer eingebauten Zeitschaltuhr. Man kann bis zu acht Zeiten einstellen und je nach Struktur des Heus ca. 10kg in den Automaten füllen.

 

Und da kommen wir zum zweiten guten Grund: Arbeitserleichterung und zeitliche Flexibilität. Ich muss den Schrank 1x am Tag befüllen und mein Pferd ist 24 Stunden mit Heu versorgt. Durch die feste Verschraubung mit der Wand und den Bissschutz aus Alu an den Kanten ist er außerdem sehr sicher und unnötige Sorgen bzgl. eines Hufs im Heunetz oder ähnliches fallen weg. Ich fülle das Heu einfach in einen Sack und kippe diesen von oben in den Futterautomaten. Fertig.

 

Außerdem muss ich nicht mehr organisieren, wer Donar wann welches Netz hinhängt, weil ich selbst normalerweise nur einmal täglich im Stall bin. Bei uns ist die Fütterung zwar insgesamt gut geregelt, aber im Hintergrund kommen doch sehr viele kleine und große Gefallen zusammen, weil ich in Gedanken immer bei der nächsten Heumahlzeit sein muss, falls mal jemand nicht kann – ein nicht zu unterschätzender Faktor (Stichwort: mental load).

Veränderungen – Wie setze ich das neue Fütterungsmanagement in die Praxis um?

Der Dreh- und Angelpunkt sind die Fresszeiten und die Dauer der jeweiligen Fressintervalle. Die Raufe soll nicht zu früh leer sein, damit die Tagesration von 10kg Heu auch wirklich 24 Stunden hält. Die Fresspausen sollen nicht länger als drei Stunden sein und die Fressintervalle lang genug, dass beim Schließen der Raufe kein Frust entsteht. Idealerweise soll Donar sich während einer Heumahlzeit satt fressen können. Hinzu kommt, dass es dreimal täglich feste Fütterungszeiten gibt, zu denen Donars Stallpartnerin ihre Heunetze bekommt. Zu denselben Zeiten soll er auch fressen können – und zwar möglichst in etwa so lange wie sie für ein Heunetz braucht, weil er sonst ganz einfach an ihr Netz geht und es leer frisst, oder zumindest die Reste auffrisst, bevor sie fertig ist. Außerdem geht sie auf die Weide, er (noch) nicht und zwischen beiden soll aufgrund des unterschiedlichen Fütterungsmanagements kein Stress entstehen. All das gibt es bei der Planung zu bedenken und ich habe mir mehrere Wochen Zeit dafür genommen und einige Gespräche geführt.

 

Insbesondere habe ich beobachtet, wie lange er für welche Futtermenge in welcher Darreichungsform (im Netz oder lose) braucht, ob er danach zufrieden oder unzufrieden wirkt, ruhen möchte, wenn ja wie lange, etc. Aus all diesen Beobachtungen habe ich einen vorläufigen Plan für die Futterzeiten an der Raufe erstellt. Auch die Tatsache, dass er eine fantastische innere Uhr hat und praktisch auf die Minute genau weiß, wann es Futter gibt, habe ich in meine Überlegungen mit einfließen lassen und mich daher, um Stress zu vermeiden, für ein unregelmäßiges Muster entschieden. Die Raufe öffnet sich also nicht exakt alle vier Stunden für eine Stunde sondern mal für neunzig, mal für sechzig, mal für fünfundvierzig und mal für dreißig Minuten und das alle 1,5-3 Stunden.

 

Den einzig richtigen Plan und Weg gibt es wie immer nicht, aber ich würde jedem, der auf automatisierte Fütterung setzen möchte, dazu raten, sein Pferd und die Gegebenheiten vor Ort über einen längeren Zeitpunkt genau zu beobachten und diese Beobachtungen zu dokumentieren. Daraus kann man dann Schlüsse ziehen, die zum Tagesablauf des Pferdes passen. Ein guter Anfang ist auch, dem Pferd 1kg Heu lose zu verfüttern und auf die Uhr zu schauen, wie lange es dafür braucht. Dann hat man einen Richtwert dafür, wie viel Zeit man für die Tagesration in etwa einplanen kann.

 

Je nach Pferd sollte auch die Gewöhnung an den Mechanismus des Automaten mit einkalkuliert werden. Obwohl er sehr leise und langsam schließt, ist das ein Faktor, der sehr misstrauische Pferde zunächst vom Fressen abhalten könnte.

Vorteile – Was ist jetzt besser als vorher?

  • Donar hat pro Tag acht Fresszeiten von je 30-90 Minuten und zwischendurch Fresspausen von 2-3 Stunden. Dadurch hat er deutlich weniger Stress, weil die nächste Mahlzeit nicht mehr lange hin ist. Er frisst wesentlich langsamer und kaut gründlicher – die besten Voraussetzungen für eine gesunde und effiziente Verdauung.

 

  • Er frisst in einer natürlichen Fressposition in Bodennähe und kann maulvoll kauen, nicht nur einzelne Halme herausziehen – für das Sättigungsempfinden ist das Kauen essentiell und auch der Magen wird durch vernünftiges Kauen mit entsprechender Speichelbildung geschützt.

 

  • Das Heu wird zwar durch Stäbe aus speziellem Kunststoff im Automaten gehalten, aber die Lücken sind groß genug, dass die Zähne davon völlig unberührt bleiben – das ist viel schonender, physiologischer und gesünder als die Fütterung aus einem Netz.

 

  • Die Fresspausen werden zum Ruhen und für soziale Interaktion genutzt statt die Umrandung des Paddocks bis auf 2mm abzufressen, um auf diesem Wege irgendwie mehr Rohfaser aufzunehmen – dadurch ist Donar deutlich weniger aufgedunsen, hat kein Kotwasser mehr und gleichmäßige, feste Äpfel.

Mein Fazit

Die automatisierte Heufütterung kann ein absoluter Gamechanger sein. In erster Linie natürlich für das Pferd, da die Veränderungen, die ein Futterautomat mit sich bringt, bei schonender Gewöhnung und sachgemäßem Verbrauch ausschließlich positiv sind. Auch Pferde, die ihr Heu nur rationiert fressen dürfen, profitieren von kurzen Fresspausen und einem möglichst natürlichen Fressverhalten während sie dennoch nicht mehr Heu aufnehmen als sie sollten.

 

Der Mensch genießt eine deutliche Entlastung und Arbeitserleichterung und gewinnt an Flexibilität. Ein Futterautomat ist eine Investition, aber unter Umständen eine sehr lohnende, die das Fütterungsmanagement maßgeblich erleichtern und zur Gesunderhaltung des Pferdes sinnvoll beitragen kann.

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